Taemen Jung, Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, 2025. Tusche auf Papier, Collage mit Kunststofffolie, 40 cm x 60 cm
Taemen Jung, Price of Sunlight 20, 2025. Bleistift auf Papier, 21 cm x 15 cm
Taemen Jung, Together, 2025. Kunststofffolie, Papier, Knochenleim, Marmorpulver und Luftgebläse
Taemen Jung, Leipziger Baumwollspinnerei 3, 2025. Tusche auf Papier, Collage mit Kunststofffolie, 60 cm x 40 cm
Taemen Jung, Oktogon, 2024. Tusche auf Papier, Collage mit Kunststofffolie, 60 cm x 40 cm
Taemen Jung, Price of Sunlight 5, 2025. Pencil on paper, 21 cm x 15 cm
Taemen Jung, Price of Sunlight 7, 2025. Bleistift auf Papier, 21 cm x 15 cm
Taemen Jung, Reiter, 2025. Tusche auf Papier, Collage mit Kunststofffolie, 40 cm x 40 cm
Taemen Jung, Still Life, 2025. Kunststofffolie, Aquarienpumpe, PVC-Schlauch und Vase, 30 cm x 30 cm x 60 cm
Taemen Jung, Price of Sunlight 2, 2025. Bleistift auf Papier, 21 cm x 15 cm
Eröffnung: 1. November 16 – 20 Uhr
Während die Welt sich immer tiefer in das digitale Zeitalter hineinbewegt, verändert sich auch unser Verhältnis zur Natur – und zugleich findet die Natur neue Wege, in unserer Wirklichkeit fortzubestehen. Seit Jahrhunderten prägt sie das menschliche Leben: Sie formt Kulturen, nährt Gemeinschaften und bestimmt, wo wir siedeln. Doch in der nachindustriellen Zeit hat sich dieses Verhältnis verschoben. Wir passen uns nicht länger nur an unsere Umwelt an – wir gestalten, kontrollieren und oft begrenzen wir sie. Diese Entwicklung lässt sich in den Räumen ablesen, die wir bewohnen, in jenen, nach denen wir uns sehnen, und in denjenigen, die wir aus Widerstand gegen Entwurzelung erschaffen. Wie ein Reisender auf der Suche nach einem Zuhause oder eine Topfpflanze, die von Ort zu Ort getragen wird, verhandeln auch wir ständig um Raum – zwischen Überleben und Wachstum, Zugehörigkeit und Loslösung, zwischen Wurzeln und Wegen. Diese Auseinandersetzung mit unserer Umwelt ist immer auch ein Akt des Überlebens. Pflanzen wenden sich dem Licht zu, suchen mit ihren Wurzeln nach Wasser und passen ihr Wachstum den Bedingungen an, die sie vorfinden. Wälder verändern nach Feuer oder Flut ihre Gestalt, Feuchtgebiete nehmen überschüssiges Wasser auf, und ganze Ökosysteme finden neue Wege, ihr Gleichgewicht zu bewahren. Selbst eine einzelne Zimmerpflanze zeigt uns diese Anpassungsfähigkeit, wenn sie auf Licht, Feuchtigkeit oder die Enge ihres Topfes reagiert. Überleben bedeutet, Wandel zu bestehen – und doch erfordert das Streben nach Raum manchmal gerade den Mut zur Veränderung.
Der Kampf um Raum ist ein Kampf um Gerechtigkeit: um das Recht auf eine gesunde Umwelt, auf bezahlbaren Wohnraum, auf sichere öffentliche Orte. Es ist auch das Recht, wachsen und gestalten zu dürfen. In ihrer Serie von Zeichnungen Price of Sunlight eröffnet uns Jung ein Fenster – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – auf die Art und Weise, wie Raum wahrgenommen und erlebt werden kann. Sichtbarkeit, Privatsphäre und Zugehörigkeit begegnen sich hier auf einer Fensterbank; und wie die Pflanzen leben auch Menschen innerhalb größerer Systeme, die über ihr Maß an Freiheit, Sicherheit und Lebensqualität entscheiden. Raum wird so zu einem Medium des Überlebens – und der Kampf um ihn bekräftigt den Wert von Leben, Identität und Verbundenheit zwischen allen Lebewesen.
– Sandra Rushdy
Taemen Jung, geboren 1988 in Gyeongsangnam-do, Südkorea, studierte Bildhauerei an der Hongik University in Seoul und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig in der Klasse für Installation und Raum bei Prof. Joachim Blank. Von 2021 bis 2024 war sie Meisterschülerin von Prof. Nevin Aladağ an der Hochschule für Bildende Künste Dresden im Bereich „Sculpture in Motion“. Die Künstlerin lebt und arbeitet in Leipzig.