Wanda Stolles Werke sind Hybride aus Zeichnung und Objekt. Die großen Wandobjekte gebärden sich wie überdimensionale Papierbögen, die kleineren Zeichnungen hingegen muten skulptural an. Gemeinsam ist allen Werken die Ausdifferenzierung der Grautöne: von monochromen Flächen über das eingearbeitete Spiel mit Linien und Perspektiven, von weicher, diffuser Wolkigkeit bis zu harten Schnitten. Streng geometrische Formen antworten bei Stolle auf virtuose Schwünge und Kurven, der Kontrast von Schwarz an Weiß belebt die überaus lebendigen Zwischentöne in sensibel abgestimmten Graustufen.
Die Wandobjekte aus großen Flugholzplatten und in kraft- und zeitaufwändiger Arbeit in ihre Biegungen gezwungen, außen weiß gekalkt und innen graphitbeschichtet, sind wie in der Form angehaltene Bewegungen, einem fallenden Tuch gleich, scheinbar zufällig. Die helle Leichtigkeit des äußeren Anscheins und die tiefe Schwärze im Inneren begleiten den Betrachterblick über Bögen, Schwünge, Faltung und Entfaltung. Die Polarität von Schwarz und Weiß erzeugt die Ambivalenz von Vorder- und Rückseite und spielt mit der Doppelsinnigkeit des „leeren Blattes“. Unbeschrieben und doch voller Potenzial neigen sich die Objekte zum Betrachter, sinnlich und provokativ zugleich.
Auf den Zeichnungen erarbeitet Wanda Stolle mit hartem Werkzeug eine erhabene Wirkung. Die Kreise, Quadrate, Winkel, auch beunruhigende Schräglagen, Keile, Trapeze und Symmetrien muten fast plastisch an in der provozierten Materialität der Oberflächen. Es gibt Schraffuren, Einritzungen, Abschabungen und die geöffneten Flächen zeigt sie pur oder erhöht durch Farbschichten aus unikatem Malmittel (Schellack, Tusche u.a.). Die dabei entstehende Haptik des Papiers schafft Bildsegmente, mit denen sie die traditionellen grafischen Grundsätze durchkreuzt.
Die große, wandfüllende Papierarbeit „Granulation“ hingegen erzeugt durch lichtes Rauschen von aufgetuschten kleinförmigen Bewegungen ein luftiges Gewebe, das sich im Licht flimmernd bewegt. Stolle bietet keine konkreten Ansichten oder Bildzusammenhänge, sie schafft neue Artefakte. Unabhängig von Raum und Zeit lösen sie sich nicht auf wie Bilderrätsel und schlagen keine verbindlichen Referenzebenen vor sondern behaupten souverän ihr Dasein als Kunstdinge.
CV
1985
in Berlin geboren
2006-2013
Studium der Bildenden Kunst bei Frank Badur und Pia Fries, Universität der Künste (UdK) Berlin
2013
Master of Education
2013
Meisterschülerabschluss bei Prof. Pia Fries
Wanda Stolle lebt und arbeitet in Berlin.
Ausstellungen
EINZELAUSSTELLUNGEN (Auswahl)
2018
»overlaps« Kunstverein Gera
»passing« R E I T E R | Berlin prospect
»Es zieht vorbei« mit Matthias Moravek. Axel Obiger. Berlin
2017
»Bicolor« mit Stefanie Kabitzke. LAProjects. Galerie für Gegenwartskunst. Landshut
2014
»set on« maerzgalerie. Berlin (K)
»Prospettiva« maerzgalerie. Leipzig
2013
»Preisträgerausstellung der Schulz-Stübner-Stiftung« UdK. Berlin (K)
2012
»shifting« Mianki. Berlin
GRUPPENAUSSTELLUNGEN (Auswahl)
2020
»Before the Dust Settles« FeldbuschWiesnerRudolph Galerie. Berlin
»beyondBLACK« LA Projects. Landshut
2019
»abstraction – reflection - transgression« LA Projects- Landshut
»Sternbild Mensch« Tankturm. Heidelberg
2018
»Fountain of Youth« Goethe Institut Lille. Galerie La Passerelle. Rouen. Frankreich
»100« Axel Obiger. Berlin
2017
»Fountain of Youth« R E I T E R. Leipzig
2016
»In the Making« R E I T E R. Berlin prospect
»A Toast to a Ghost« RAE space for contemporary art. Berlin
2015
»Ink« maerzgalerie. Leipzig
»Light and Heavy« Hilbert Raum. Berlin
»Berlin Art Prize 2015« DISTRICT. Berlin
»Upcoming Positions« A Space. Berlin
2014
»Thanatos kann Phönix« Greusslich Contemporary. Berlin
»Helium« Kunstfabrik Flutgraben, Berlin
»Talent« 401 contemporary, Berlin
»ausgezeichnet« Haus am Kleistpark. Berlin
2013
»Meisterschülerpreis des Präsidenten der UdK Berlin« Georg-Kolbe-Museum. Berlin (K)
»Repetitive Pattern Phobia« Atelierhof Kreuzberg. Berlin
»Berlin Masters 2013« Galerie Arndt, Berlin
»Fernordnung« Red Wall Waschhaus Potsdam, Potsdam
»D STRCT R« Projektraum Bethanien, Berlin
»Belastungsmarke« Team Titanic, Berlin
»Meisterschülernominiertenausstellung« Udk. Berlin
»Meisterschülerausstellung« Udk. Berlin
2012
»Absolventenausstellung« UdK. Berlin
»Klarer Kurs« UdK. Berlin
2011
»free piece« Galerie oqbo. Berlin
»Malen im Speck II« Raum 120. Berlin
»Malen im Speck I« Orangerie Schloss Rheda-Wiedenbrück
2010
»brilliant volume« UdK. Berlin
»tough and rough« UdK. Berlin
»Quo Vadis« Galerie Alte Schule. Berlin
2009
»Talpas Labyrinth – Klasse Badur und Freunde« 6. Berliner Kunstsalon, Umspannwerk Prenzlauer Berg. Berlin
»Take a breath – Atem holen« MK-Galerie. Berlin
(K) Katalog
Auszeichnungen/Stipendien
2015
Berlin Art Prize, shortlist
2014
Goldrausch Künstlerinnenprojekt art IT, Berlin
2013
Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin, Nafög
Meisterschülerpreis des Präsidenten der UdK
2012
Preis der Schulz-Stübner-Stiftung