Alban Muja, Above Everyone, 2022, Manifesta 14 Prishtina. Foto: Agon Nimani

Alban Muja SOONER RATHER THAN LATER YOU WILL CATCH THE SIGHT

Berlin 25.11.2022 – 18.02.2023

Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
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Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
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Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
Alban Muja »Sooner or later you will catch the sight « REITER|Berlin prospect 2022. Foto: Nicolás Rupcich
REITER freut sich, mit »Sooner or later you will catch the sight« die erste Einzelausstellung des kosovarischen Künstlers Alban Muja in den Räumen der Galerie zu präsentieren. Die Ausstellung versammelt drei Projekte mit den Titeln "Memories from Unlearned Lessons" (2018–19), "Why Kamza" (2021) und "Above Everyone" (seit 2020 fortlaufend). Die gezeigten Werke haben unterschiedliche Themen und Motive, überschneiden sich aber in der Auseinandersetzung mit den langfristigen Folgen des Krieges sowie der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen in Mujas Heimat Kosovo und anderswo auf dem Balkan.

Albaner waren nach Aufhebung der Autonomie des Kosovo durch das serbische Regime im Jahr 1989 von öffentlichen Bildungseinrichtungen ausgeschlossen. Sie gründeten und unterhielten daher im Lauf der 1990er Jahre in Wohnungen und Kellern ein eigenes, paralleles Bildungssystem. In "Memories from Unlearned Lessons" (2018-2019), einer Serie abstrakter Zeichnungen, füllt Muja die dadurch entstandenen Wissenslücken mit vage vertrauten organischen Formen. Nachdem er Biologie nur bruchstückhaft lernen konnte, weil Hauptfächer wie Sprachen und Mathematik Priorität hatten, fordert der Künstler das Fehlende in einem beinahe meditativen Akt des Zeichnens nachträglich ein.

Mit Mujas Zweikanal-Videoinstallation "Why Kamza" (2021) tauchen wir ein in ein Panorama der Gemeinde Kamza in Albanien. Diese entstand nach dem Fall der Diktatur, als zahlreiche Familien auf der Suche nach einem besseren Leben in die Hauptstadt Tirana und ihre Vororte zurückkehrten. Durch die Zuwanderung Landflüchtiger wuchsen Siedlungen wie Kamza noch weiter an, und da sie ohne gesetzliche Grundlagen und entsprechende Planung errichtet wurden, entwickelten sie zunehmende Eigenständigkeit und Suffizienz. Ein Wildwuchs von Möbelläden und Werkstätten schoss so aus dem Boden, wobei häufig ein Gründer einfach seinen Nachbarn nachahmte. In Mujas Bilderessay erscheint Kamza als lebendes Relikt der albanischen Nachkriegswirtschaft. Es gerät zur Metapher und zum Bildrätsel, das einerseits die Künstlichkeit alles Sichtbarmachens offenbart, andererseits einen kritischen Blick auf Formen der Gesellschaft und Politik richtet, die sich unter solchen Umständen und in derartigen Siedlungsmustern ausbilden.

"Above Everyone", ein 2020 begonnenes, fortlaufendes Projekt, vertieft die eingehende Auseinandersetzung des Künstlers mit urbaner Stagnation und den neuen Lebensweisen und Bauformen, die daraus hervorgehen. In fünf Aquarellen veranschaulicht Muja die reale Baukultur im Kosovo seit Ende des Krieges, in der Wohnraum meist ohne Genehmigung und in Verletzung der Bauvorschriften auf bestehende Häuser gesetzt wird. Oft handelt es sich dabei um Heimwerker-Selbsthilfe von Menschen, die im Krieg ihre Häuser verloren haben, und ebenso oft kommt darin ein persönlicher Geschmack zum Ausdruck, der in keinem Zusammenhang mit der vorhandenen Bausubstanz steht. In seinem jüngsten Auftragswerk für die Manifesta 14 in Prishtina stellte Muja auch die Zukunft öffentlicher Bauten zur Diskussion, indem er auf dem Flachdach des ehemaligen Kaufhauses Gërmia in Pristhina ein „illegales“ Haus errichtete ("Above Everyone", 2022). Wie viele andere geschichtsträchtige Gebäude in der Stadt sollte auch das Gërmia abgerissen werden und entging der Zerstörung nur dank Protesten aus der Öffentlichkeit. Mujas eingehende künstlerische Erforschung macht deutlich, wie persönliche und nationale Identitäten aus dem Zusammenspiel individueller Erinnerung und öffentlichen Gedenkens entstehen.


(Übersetzt von Herwig Engelmann.)



Alban Muja wurde 1980 in Mitrovica, Kosovo, geboren. Er lebt und arbeitet in Berlin und Prishtina. Seine Arbeiten waren in den letzten Jahren in zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen, so auf der Biennale Manifesta 14 in Prishtina (2022), im Rahmen des International Studio & Curatorial Program, New York (2022), in der Nationalgalerie des Kosovo, Prishtina (2021), am Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Koroška, Slovenj Gradec, Slowenien (2021), am Museum Ludwig in Budapest (2020), auf der 3rd Industrial Art Biennal in Istrien, Kroatien (2020), im MOMus–Experimental Center for the Arts, Thessaloniki (2020), auf der 59. Annale in Porec, Kroatien (2019), am Museum für zeitgenössische Kunst Skopje, Nordmazedonien (2018), in den Kunstmuseen Kumu in Tallinn (2018) und Guangdong (2018), am Museum für zeitgenössische Kunst in Skopje (2018), im Kunstmuseum Zhejiang, Hangzhou, China (2017), in der Galerie Zachęta, Warschau (2017), am Museum für moderne und zeitgenössische Kunst Rijeka, Kroatien (2016), in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden (2015) und an der Nationalen Kunstgalerie in Tirana, Albanien (2014).

Muja vertrat die Republik Kosovo auf der 58. Biennale von Venedig mit dem Projekt "Family Album" (2019).